Jörg Wiezcorek ist beim KFC Uerdingen bereits bekannt - als ehemaliger Hauptsponsor mit seiner Marke Biolectra. Er ist in Krefeld verwurzelt und hängt am KFC Uerdingen. Gegenüber der "WZ" hat er nun über seine Pläne gesprochen - sollte er mit seinem Team den Verwaltungsrat stellen dürfen und er Vorsitzender werden.
Zu seinem Team ließ er einige Details fallen: "Wir haben jetzt eine sehr gute Mannschaft aus 15 bis 20 Personen zusammengestellt, alles hoch qualifizierte, ehrenvolle Menschen, die in Krefeld einen Namen haben und denen man vertraut."
Und weiter: "In dem Team sind zahlreiche Experten vertreten: Drei Bänker, davon zwei Vorstände in ihren jeweiligen Banken, ein Rechtsanwalt, Unternehmer sowie Marketing- und Kommunikationsexperten. Namentlich kann ich Rechtsanwalt Eberhard Stock nennen, der Insolvenzverwalter bei den Pleiten des KFC 2003 und 2005 war, Marketing-Strategin Yvonne Zell, Unternehmer Tim Bönders des gleichnamigen Logistik-Unternehmens und Kommunikations-Experte Manuel Kölker."
Das sind aber weiterhin nicht alle Namen. Dass er die geheimhalte, habe nichts mit Hinterzimmerpolitik zu tun. "So ist es zum Beispiel den erwähnten Bänkern im laufenden vorläufigen Insolvenzverfahren aus rechtlichen Gründen nicht möglich, in Erscheinung zu treten. Alle drei haben aber ihre Zusage gegeben, dass sie im Falle der Insolvenz sich offiziell vorstellen werden", erläuterte er.
Wieczorek spricht über seine Vision für den KFC Uerdingen
Und dann kam Wieczorek zu seiner Idee, die er für den KFC Uerdingen hat. "Wir haben ein Drei-Säulen-Modell entwickelt, mit der Jugendarbeit als Fundament. Sie ist leider seit 20 Jahren beim KFC nicht mehr bearbeitet worden. Ohne Jugendarbeit wird es nicht gehen, weswegen die Positionen Jugend und Sport in unserem Plan auch im Verwaltungsrat und Vorstand vorgesehen sind. Darauf haben wir die drei Säulen Struktur, Finanzen und Sport gesetzt, bewusst in dieser Reihenfolge. Nur wenn die Struktur und die Finanzen stimmen, kann es auch im Sport klappen. Wir können nicht den sportlichen Erfolg bedingungslos an erster Stelle setzen", sagte er.
Gleichzeitig erteilte er Fantasien, in denen der KFC zu schnell zu hoch hinaus geht, eine Absage: "Wir reden daher auch nicht blauäugig von der 2. Liga oder der 3. Liga, sondern müssen uns erst einmal in Demut üben, um wieder in die Stadt hinein, in Richtung Fans, Mitglieder, Stadtgesellschaft, Jugend und Sponsoren zu wirken. Die Verantwortlichen des KFC haben ja wirklich alle, alle verärgert und absolut kein Standing in der Stadt. Es geht deswegen gar nicht um einen Neuanfang, sondern um eine Neuerfindung des Vereins."
Dabei gebe es noch weitere Hebel als die naheliegenden: "Wir müssen aber nicht nur die Gremien professionell besetzen, sondern auch das Thema Satzung angehen. Dazu braucht man eine Gruppe, besetzt mit Fans, mit Mitgliedern, mit Menschen, die sich in solchen Sachen auskennen und daran in Ruhe arbeiten. Einer der Missstände in der Satzung ist die Position des Verwaltungsrates, der aktuell ein zahnloser Tiger ist. Er hat mehrfach den Vorstand aufgefordert, Daten und Fakten zu liefern, Informationen, Verträge. Wenn der Vorstand das aber nicht tut, hat der Verwaltungsrat keine Handhabe. Der Vorstand hat den Verwaltungsrat am langen Arm verhungern lassen. Unser Vorhaben sieht auch vor, neben Verwaltungsrat und Vorstand verschiedene Ausschüsse zu haben. Ein weiteres Thema ist ein Wirtschaftsrat, in dem wir alle Sponsoren, und wir sind gerade mit 30, 40 Firmen in guten Gesprächen, regelmäßig treffen."
Wieczorek übte auch Kritik am Modell Eser, der sich für 80.000 Euro mehr oder weniger die gesamte Handhabe über den Verein gesichert hat. "Der Verein war vor Monaten, wenn nicht sogar vor einem Jahr, schon pleite. Es gab sogar schon Insolvenz-Anträge, die aus Formgründen nicht durchgekommen sind. Und das gipfelte dann darin, dass am Anfang der Saison 80 000 Euro fehlten, die Herr Eser schließlich gezahlt hat. Im Gegenzug erhielt er einen Vertrag, der ihm keine Pflichten, aber alle Rechte an Marketing, Sponsoring und Catering zubilligt. Kein einziger Euro ist jedoch beim KFC aus Marketing und Sponsoring angekommen."
Und weiter: "Eine Insolvenz will natürlich niemand, ich bin auch kein Freund davon. Aber jetzt bietet sich die Chance, den Verein neu aufzustellen. Wenn Herr Eser nun aber kommt und die notwendigen zwei Millionen zahlt: Wunderbar, auch wenn damit ja noch rein gar nichts für die Zukunft getan ist. Dann ist unser Team aber außen vor und wir freuen uns, dass wir nur zum Fußball gehen, auch wenn wir doch eigentlich alle wissen, wie die Reise weitergehen wird. Aber wenn die Insolvenz kommt, wovon wir ausgehen, dann stehen wir bereit."
Wieczorek verstehe sich und sein Team dabei nicht als Opposition, sondern als Option, wie er sagte: "Die Wahrscheinlichkeit, dass man durch die Insolvenz mit neun Punkten Abzug den Klassenerhalt nicht schafft, sehen auch wir. Das ist schade, denn jeder will in der Regionalliga spielen, was auch unser Ziel ist. Und nach vielen Gesprächen mit möglichen Sponsoren sind wir zuversichtlich, das auch zu realisieren. Wenn die Strukturen und die Finanzen stimmen und es gelingt, mehr Sponsoren-Einnahmen als geplant einzunehmen, erst dann kann auch mehr in den Kader investiert werden, und nicht andersherum. Unsere Botschaft ist, dass, selbst wenn die Karre jetzt wirklich in den Dreck gefahren wurde, mit uns der Verein weiterleben wird. Der Verein, der KFC, ist nicht tot."